Neue Berichte: Verdreifachung der Forschungsaktivität zu alternativen Proteinen in Europa seit 2020

Neue Analysen zeigen ein starkes Wachstum der Forschung zu alternativen Proteinen in Europa. Sowohl die Zahl der veröffentlichten Studien als auch die Summe der öffentlichen Forschungsfördermittel haben sich in den letzten fünf Jahren fast verdreifacht.

Dieser Beitrag ist auch auf Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch verfügbar.

24. September 2025

Neue Analysen zeigen ein starkes Wachstum der Forschung zu alternativen Proteinen in Europa. Sowohl die Zahl der veröffentlichten Studien als auch die Summe der öffentlichen Forschungsfördermittel haben sich in den letzten fünf Jahren fast verdreifacht.

Unser neuer Bericht zu wissenschaftlichen Publikationen aus Europa ergab, dass im Jahr 2024 insgesamt 798 akademische Forschungsarbeiten zu Lebensmitteln auf Basis von Pflanzen und Fermentation sowie zu kultiviertem Fleisch veröffentlicht wurden. Das entspricht einem Anstieg von 282 % im Vergleich zu 2020.

In einer weiteren Analyse zur öffentlichen und gemeinnützigen Forschungsförderung  zeigen wir, dass auch die öffentlichen Fördermittel für alternative Proteine in Europa weiter zu zunahmen: Sie stiegen von knapp über 80 Millionen Euro im Jahr 2020 auf einen Rekordwert von 320 Millionen Euro im letzten Jahr – das ist ein Zuwachs von 296 %.

Die finanzielle Förderung von Forschung und Innovationen für alternative Proteine ist damit in der ersten Hälfte dieses Jahrzehnts um durchschnittlich 44 % pro Jahr gestiegen. Gleichzeitig hat die Zahl der wissenschaftlichen Veröffentlichungen um durchschnittlich 30 % pro Jahr zugenommen.

Deutschland liegt mit 368 Veröffentlichungen an der Spitze in Europa, dicht gefolgt von den Niederlanden (363) und Großbritannien (349). Auch kleinere Länder publizierten überproportional viel: So veröffentlichte Dänemark die meisten Forschungsarbeiten pro Million Einwohner, gefolgt von Irland und Finnland.

Öffentliche Investitionen zahlen sich aus

Unsere Berichte legen nahe, dass sich die kontinuierlichen öffentlichen Investitionen in manchen Ländern allmählich auszahlen. Tatsächlich gehören die drei führenden Investitionsländer auch zu jenen, die am meisten wissenschaftliche Arbeiten vorweisen:

Die Europäische Kommission ist der größte Geldgeber in Europa und investierte seit 2020 insgesamt 308 Millionen Euro.

Die meisten Mittel kommen von Horizont Europa, dem Europäischen Rahmenprogramm für Forschung und Investition, doch auch der Europäische Innovationsrat (EIC) hat in den letzten Jahren die Finanzierung alternativer Proteine verstärkt. Ziel des EIC ist es, neue Technologien zu ermitteln und zu fördern.

Neue Förderquellen

Die Berichte legen außerdem dar, dass sich neue Förderquellen für Forschende im Bereich alternative Proteine eröffnen. Die ausgeschütteten Fördergelder stammen von mehr als 67 unabhängigen Einrichtungen aus 22 Ländern in ganz Europa sowie von globalen Geldgebern – 12 davon investierten erstmals in 2024, was darauf hindeutet, dass sich immer mehr Förderorganisationen in diesem Bereich engagieren.

Während die westeuropäischen Länder die Veröffentlichungen und Forschungsfördermittel zurzeit dominieren, prognostizieren die Berichte einen Anstieg der wissenschaftlichen Publikationen aus mittel- und osteuropäischen Ländern, da diese die Forschung zu alternativen Proteinen zunehmend fördern.

Estland und Polen waren in den letzten fünf Jahren die sechst- und siebtstärksten Investoren pro Kopf in Europa, wobei der Großteil dieser Mittel im Jahr 2024 vergeben wurde.

Anstieg der Fördermittel im Bereich Fermentation

Seit 2020 wurde in Europa mit 441 Millionen Euro der größte Teil der Forschungsfinanzierung für die Entwicklung innovativer pflanzenbasierter Lebensmittel verwendet. Im letzten  Jahr wurden jedoch zum ersten Mal die meisten Mittel in die Forschung zu modernen Fermentationsmethoden wie etwa Präzisionsfermentation investiert. Die Forschenden, die diese Ansätze untersuchen, erhielten mehr als 100 Millionen Euro in Fördergeldern.

Dabei sind die Fördermittel für Fermentationsforschung mit 77% im Vergleich zum Vorjahr am schnellsten gewachsen, verglichen mit 27% Wachstum für pflanzliche Lebensmittel.

Die Analyse zeigt auch, dass viele der technischen Hürden, die verhindern, dass alternative Proteine mit Fleisch aus Tierhaltung mithalten können, bisher übersehen werden.

Zahlreiche Bereiche – etwa die Verbesserung von Geschmack und Textur von pflanzenbasiertem Fleisch und die Entwicklung von Fermentern für die  Skalierung von Präzisionsfermentation sowie der Produktion von kultiviertem Fleisch – bleiben unterfinanziert.

Aufstrebendes Feld 

Die Analyse gewährt Einblicke in ein aufstrebendes Feld – mit einem rasanten Anstieg sowohl der öffentlichen Forschungsförderung als auch von Publikationen in ganz Europa.

Da die meisten Förderinvestitionen in den letzten drei Jahren gemacht wurden, können wir davon ausgehen, dass die Forschenden in der nahen Zukunft eine noch größere Menge an innovativen Erkenntnissen veröffentlichen werden.

In Europa sind einige der weltbesten Universitäten ansässig. So sind die hiesigen Forschenden gut aufgestellt, um die technologischen Herausforderungen für alternative Proteine zu bewältigen, die diese nachhaltigen Lebensmittel zurzeit noch an einem Markteintritt hindern.

Regierungen und Förderorganisationen müssen die Mittel gezielt für diese vernachlässigten Bereiche aufwenden, um sicherzustellen, dass Europa in diesem Feld eine weltweite Führungsposition einnimmt.

Vorgehensweise:

Die Daten zum Bericht State Of The European Ecosystem Publishing Landscape Analysis basieren auf Dimensions, einem Forschungsinformationssystem von Digital Science (https://www.dimensions.ai). Aufgrund des interdisziplinären Charakters der Forschung zu alternativen Proteinen und der Vielzahl potenziell relevanter Veröffentlichungen, die unter diese Definition fallen können, haben wir komplexe Suchbegriffe erarbeitet, anhand derer wir zahlreiche Publikationen mit möglicher Relevanz für unsere Analyse finden konnten.

Die Daten zum Bericht European Public Funding for Alternative Proteins Research and Innovation basieren auf einer Kombination aus Datenbanken für öffentliche Fördermittel, manuellem Sammeln relevanter Informationen und dem Informationssystem Dimensions.

Hinweis zu den öffentlichen Datenbanken: Bei der Suche wurde eine Reihe an Schlüsselwörtern in direktem Zusammenhang mit alternativen Proteinen verwendet, um eine engere Auswahlliste von Fördermitteln zu erstellen, die diese Schlüsselwörter enthielten (z. B. im Titel oder in der Projektbeschreibung).