EU-Agrarministerrat diskutiert einen Vorstoß zu kultiviertem Fleisch, der auf falschen und überholten Informationen basiert 

24. Januar 2024

Der EU-Ministerrat diskutierte eine unverbindliche Initiative zur Regulierung von kultiviertem Fleisch, die in großen Teilen auf falschen und überholten Informationen beruht. Dabei gibt es mit der Novel-Food-Verordnung bereits einen geltenden Rechtsrahmen, der Gesundheit und Verbraucherschutz sicherstellt.

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Foto: Marie-Françoise Plissart 

Der EU-Ministerrat Landwirtschaft und Fischerei hat am 23. Januar eine gemeinsame Initiative der Landwirtschaftsminister von Österreich, Italien und Frankreich zum Thema kultiviertes Fleisch diskutiert. Das Papier fordert eine grundlegende Überarbeitung des rechtlichen Rahmens für die Zulassung von kultiviertem Fleisch. Dabei fußt es auf falschen Annahmen zur Nachhaltigkeit, zum Tierschutz und zur Marktstruktur von kultiviertem Fleisch und lässt außer Acht, dass es mit der Novel Food Regulierung bereits einen Rechtsrahmen gibt, der die gesundheitliche Sicherheit und den Verbraucherschutz sicherstellt.  

Der Vermerk, der zu keinen direkten Gesetzesänderungen führen wird, wurde vom österreichischen Landwirtschaftsminister vorgelegt, obwohl das dortige Gesundheitsministerium des Landes – zuständig für Lebensmittelsicherheit – laut einem Medienbericht erklärt hat, dass dieser nicht die Position der österreichischen Regierung widerspiegelt.

In der Ratssitzung haben einige Länder den Vorstoß des österreichischen Landwirtschaftsministers unterstützt. Andere Länder haben sich der Position nicht angeschlossen und betont, dass die Novel-Food-Verordnung das richtige Instrument sei, um Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz sicherzustellen:

Stella Kyriakides, EU-Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, wies in ihrer Einschätzung der Initiative darauf hin, dass die bestehenden EU-Verordnungen über neuartige Lebensmittel bereits dafür sorgen, dass die menschliche Gesundheit und die Interessen der Verbraucher im EU-Binnenmarkt gut geschützt sind.

Ivo Rzegotta, Senior Public Affairs Manager beim Good Food Institute Europe: „Die im Ministerrat diskutierte Erklärung fußt auf falschen und überholten Informationen über kultiviertes Fleisch und untergräbt das Vertrauen in die Novel-Food-Regulierung. Der geltende Regulierungsrahmen ist der internationale Goldstandard in Sachen Lebensmittelsicherheit. Jeder Versuch, diesen klar definierten Prozess jetzt mit zusätzlichen Regelungen zu überfrachten, würde zu Doppelungen führen und den Rechtsrahmen weniger effizient und transparent für die Verbraucher machen. Vorstöße wie dieser hindern die EU daran, eine weltweit führende Rolle im Bereich nachhaltiger Lebensmittelinnovationen zu übernehmen.” 

Das Good Food Institute Europe hat in einer Einschätzung des diskutierten Papiers problematische Punkte der Initiative herausgearbeitet, unter anderem:

Ivo Rzegotta weiter: „Der beste Weg, um offene Forschungsfragen im Bereich kultiviertes Fleisch zu adressieren, sind nicht neue regulatorische Hürden, sondern öffentliche Investitionen in die Forschung. Damit ließe sich sicherstellen, dass kultiviertes Fleisch nachhaltig produziert wird und dass dezentrale Formen der Produktion gefördert werden, bei denen neue Chancen für Landwirte und andere etablierte Akteure entstehen.”

Hier setzt Deutschland bereits Akzente, zum Beispiel mit der Förderung von gentechnik- und antibiotikafreien Verfahren im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten CellZeroMeat-Projekt und im vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten Verbundprojekt von Bluu Seafood und zwei Hochschulen. Auch das EU-Forschungsprogramm Horizon Europe und Länder wie Spanien und die Niederlande haben bereits in die Forschung und Entwicklung von kultiviertem Fleisch investiert.