Deutsche Wirtschaft stemmt sich vor Abstimmung im EU-Parlament gegen unfaire Bezeichnungsverbote
Namhafte Unternehmen aus der deutschen Lebensmittelwirtschaft und dem Handel haben sich gegen die Pläne auf EU-Ebene ausgesprochen, die Verwendung von Begriffen wie „Wurst“, „Schnitzel“ und „Burger“ für pflanzliche Fleischalternativen zu untersagen.
28. September 2025

Namhafte Unternehmen aus der deutschen Lebensmittelwirtschaft und dem Handel haben sich gegen die Pläne auf EU-Ebene ausgesprochen, die Verwendung von Begriffen wie „Wurst“, „Schnitzel“ und „Burger“ für pflanzliche Fleischalternativen zu untersagen. Mehr als 20 Organisationen haben sich in einem gemeinsamen Brief an die EU-Abgeordneten gewandt und sie aufgefordert, von diesem gegen die Verbraucherinnen und Verbraucher gerichteten Markteingriff abzulassen.
Am 7. Oktober stimmt das Plenum des EU-Parlaments darüber ab, ob etablierte Begriffe wie „Schnitzel“ künftig ausschließlich für tierische Produkte erlaubt sein sollen. Das zur Abstimmung stehende Vorhaben hätte zur Folge, dass pflanzliche Alternativen künftig mit alltagsfernen Kunstbegriffen beworben werden müssten. Dies würde die Orientierung von Verbraucherinnen und Verbrauchern massiv erschweren und zugleich den Unternehmen der Branche nachhaltig schaden.
Die mitzeichnenden Organisationen – darunter Handelsunternehmen wie Lidl und Aldi Süd, Hersteller wie Rügenwalder Mühle und The Vegetarian Butcher sowie Gastronomiebetriebe wie Burger King Deutschland – betonen, dass vertraute Begriffe Verbraucherinnen und Verbrauchern Orientierung geben und so bewusste Kaufentscheidungen ermöglichen. Sie helfen einzuschätzen, was in Bezug auf Geschmack und Textur zu erwarten ist und wie die Produkte zubereitet werden. Erhebungen in EU-Ländern belegen regelmäßig, dass Begriffe wie „pflanzliches Schnitzel“ nicht zu Verwirrung führen; anderslautende Behauptungen entbehren jeder empirischen Grundlage.
Deutschland ist mit 759 Millionen Euro der mit Abstand größte Markt für pflanzliche Fleischalternativen in Europa und produziert zudem in erheblichem Umfang für den Export in andere EU-Länder. Von einer Einschränkung der Bezeichnungspraxis wären deutsche Betriebe also überproportional stark betroffen.
Langfristig wird das wirtschaftliche Potenzial des Sektors für Fleischalternativen und andere alternative Proteinquellen auf bis zu 65 Milliarden Euro zusätzlicher Wertschöpfung und bis zu 250.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschätzt. Zudem könnten die Treibhausgasemissionen in Deutschland durch alternative Proteine um bis zu 8,1 Millionen Tonnen CO2e gesenkt werden, was den Emissionen von 1,8 Millionen Autos entspricht. Die auf EU-Ebene zur Abstimmung stehenden Pläne würden dieses ökonomische und ökologische Potenzial für die deutsche Wirtschaft nachhaltig gefährden.
Ivo Rzegotta, zuständig für den DACH-Raum beim Good Food Institute Europe: „Aus dem Europäischen Parlament droht ein wettbewerbsverzerrender Eingriff in einen nachhaltigen Zukunftsmarkt, für den es keine sachlichen Gründe gibt. Die geplanten Verbote würden die Orientierung von Verbraucherinnen und Verbrauchern erschweren und darüber hinaus heimischen Unternehmen schaden. Die EU-Abgeordneten sollten das Warnzeichen der Unternehmen aus Handel, Lebensmittelwirtschaft und Gastronomie ernst nehmen und diesen Markteingriff zulasten der Verbraucherinnen und Verbraucher und der deutschen Wirtschaft entschieden ablehnen.“