Alternative Proteine rücken auf der weltweit größten Fleischmesse ins Rampenlicht

Die weltweit größte Fleischmesse IFFA in Frankfurt bot wertvolle Einblicke dazu, wie alternative Proteine dem Mainstream immer näher kommen.

22 May 2025

Foto: Messe Frankfurt Exhibition GmbH / Jochen Günther 

Das Good Food Institute Europe kehrte letzte Woche zur IFFA zurück – drei Jahre, nachdem wir erstmals mit dem Veranstalter Messe Frankfurt zusammengearbeitet haben, um das Potenzial von pflanzenbasierten, fermentationsbasierten und kultivierten Lebensmitteln aufzuzeigen, insbesondere für Unternehmen, die in der Branche für Fleisch aus der Tierhaltung tätig sind.

Foto: Messe Frankfurt Exhibition GmbH / Jochen Günther

Diese globale Industrie mit ihrer Infrastruktur, ihren Lieferketten und ihrem kommerziellen Know-how kann eine zentrale Rolle bei der Skalierung von Lebensmitteln auf Basis von alternativen Proteinquellen spielen.

Meine Kolleginnen und Kollegen und ich besuchten die IFFA, um Unternehmen aus diesem Sektor auf das enorme wirtschaftliche Potenzial alternativer Proteine hinzuweisen – ebenso wie den Mehrwert, den sie durch die Entwicklung erschwinglicher, schmackhafter und nahrhafter Produkte bieten können.

Wieder vor Ort zu sein, gemeinsam mit über 60.000 Besucherinnen aus 144 Ländern, eröffnete zahlreiche Möglichkeiten – und es war deutlich zu spüren, dass das Interesse weiterhin groß ist.

Europas Food-Innovatoren im Rampenlicht

Alternative Proteine standen 2025 noch stärker im Fokus als 2022. Mit einem eigenen Bereich – „The World Of New Proteins“ – wurden innovative Unternehmen zusammengebracht, die neueste Technologien präsentierten und Besucherinnen und Besucher einluden, neueste Produktentwicklungen selbst zu probieren.

Erstmals war auch Fermentationstechnologie auf der IFFA vertreten, mit zahlreichen Herstellern und Zulieferern, die spannende neue Mykoprotein-Produkte vorstellten.

Der gemeinsame Messestand von GFI und unseren Partnern ProVeg International und dem Bundesverband für Alternative Proteinquellen (BALPro) war ein Anlaufpunkt für alle, die sich informieren wollten, von Startups bis hin zu Großunternehmen.

Ich hielt einen Vortrag in der IFFA Kitchen, in dem ich zeigte, dass Europa der weltweit größte Markt für pflanzenbasiertes Fleisch ist und dass Geschmack und Preis weiterhin die größten Hürden für Verbraucherinnen und Verbraucher sind, woraus sich enorme Innovations- und Kostensenkungspotenziale entlang der gesamten Wertschöpfungskette ergeben.

Am meisten Nutzen für die Besucherinnen und Besucher boten jedoch meine täglichen „Discovery Tours“ – die beliebtesten Rundgänge der gesamten Messe –, bei denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausstellende Unternehmen persönlich treffen konnten.

Dabei erläuterten zum Beispiel Vertreter der Fermentationsunternehmen ProteinDistillery und Revyve, wie sie Inhaltsstoffe entwickeln, um funktionale Herausforderungen wie Bindung zu lösen – ein potenzieller Mehrwert für viele Lebensmittelunternehmen.

Zusammenarbeit mit der etablierten Fleischindustrie

Jeff Tripician – CEO des niederländischen Unternehmens Meatable, das kultiviertes Fleisch herstellt – berichtete den Besucherinnen und Besuchern, wie etablierte Unternehmen der Fleischwirtschaft und Unternehmen für kultiviertes Fleisch künftig enger zusammenarbeiten könnten.

Er betonte, dass Unternehmen für kultiviertes Fleisch keine Gegner, sondern Partner der etablierten Fleischindustrie sein sollten – ein relevanter Standpunkt vor dem Hintergurnd der polarisierten Debatte in den letzten Jahren.

Auch die Präsenz von Anlagenherstellern, die den pflanzenbasierten Sektor inzwischen als Chance begreifen, war bemerkenswert. Zu den Stationen meiner Tour gehörten Unternehmen wie Coperion und Bühler, die Extrusionsanlagen herstellen, um Rohstoffe wie Soja, Erbsen und Hafer in pflanzenbasiertes Fleisch zu verwandeln.

Das deutsche Unternehmen holac, ursprünglich spezialisiert auf Schneidetechnik für Fleisch- und Käseprodukte, präsentierte neue Anlagen speziell für pflanzenbasiertes Fleisch – ein weiteres gutes Beispiel dafür, wie immer mehr Unternehmen von der Proteindiversifikation profitieren.

Interessant war auch, dass viele Besucherinnen und Besucher sich für „Blended Meat“ interessierten – Produkte, die tierische und pflanzliche Zutaten kombinieren.

Obwohl dieser Bereich derzeit noch klein ist, zeigten die Gespräche auf der IFFA, dass „Blended Meat“ an Dynamik gewinnt – und etablierten Herstellern einen Einstieg in den Bereich alternative Proteine ermöglichen könnte.

Der Sektor für alternative Proteine wird reifer

Ich beendete meinen zweiten Besuch auf der IFFA mit dem Eindruck, dass der anfängliche Hype um alternative Proteine zwar etwas abgeflaut ist, die Branche inzwischen jedoch deutlich gereift ist. Das aktuelle Interesse an dem Sektor ist fundierter als bei der letzten IFFA im Jahr 2022.

Heute besteht der Sektor aus einer vielfältigen Gruppe von Unternehmen, die entweder kurz vor der Marktreife stehen oder bereits messbare wirtschaftliche Erfolge vorweisen können.

Bis diese Produkte für genügend Verbraucherinnen und Verbraucher zugänglich sind, um ihr Potenzial für den Klimaschutz, für die Stärkung der Ernährungssicherheit und für die Schaffung zukunftsfähiger Arbeitsplätze voll zu entfalten, ist es jedoch noch ein weiter Weg.

Politische Entscheidungsträger und öffentliche Institutionen sollten Investitionen in Open-Access-Forschungsförderung und in die Infrastruktur ausbauen – aber auch die Lebensmittelindustrie selbst, insbesondere die etablierte Fleischbranche, spielt eine entscheidende Rolle.

Das große Interesse, das ich auf der IFFA beobachten konnte, sollte nun in Investitionen umgesetzt werden – in die Entwicklung schmackhafter und erschwinglicher Produkte auf Basis von alternativen Proteinquellen, um ein nachhaltigeres und gesünderes Ernährungssystem für alle zu schaffen.

Author

Carlotte Lucas – photo by Barbara Evripidou/FirstAvenuePhotography.com

Carlotte Lucas Head of Industry

Carlotte Lucas arbeitet mit der Lebensmittelwirtschaft zusammen, um Fleisch auf pflanzlicher Basis schmackhaft, günstig und überall verfügbar zu machen und um die Branche auf die Markteinführung von kultiviertem Fleisch vorzubereiten.