Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fördert Projekt zu kultiviertem Fisch

17. Oktober 2023

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert ein interdisziplinäres Forschungsprojekt zu kultiviertem Fisch. Dies ist Teil eines umfassenderen Förderpakets für alternative Proteinquellen, das die Regierung aufgelegt hat.

Teller mit kultiviertem Fisch
Foto: Bluu Seafood

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert ein interdisziplinäres Forschungsprojekt zu kultiviertem Fisch, an dem das deutsche Startup Bluu Seafood sowie die Hochschule Reutlingen und die Universität Vechta beteiligt sind. Das auf drei Jahre angelegte Projekt zu kultivierten Fisch-Fettzellen ist Teil eines umfassenderen Förderpakets für alternative Proteinquellen, das die Regierung aufgelegt hat.

Das Good Food Institute Europe (GFI Europe), ein gemeinnütziger Think Tank in diesem Bereich, begrüßt die Bewilligung der Förderung des Projektes. Damit macht die Bundesregierung einen Schritt zur im Koalitionsvertrag angelegten Förderung von alternativen Proteinen und zur Wende hin zu einem nachhaltigen und krisenfesten Ernährungssystem. 

Kultiviertes Fleisch und kultivierter Fisch können wesentlich dazu beitragen, die Klima-, Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen unserer Ernährung zu verringern. Eine Studie zum ökologischen Fußabdruck von kultiviertem Fleisch, die auf empirischen Daten beruht und peer-reviewed ist, kommt zu dem Ergebnis, dass sich mit kultiviertem Fleisch bis zu 92 % der Treibhausgasemissionen und bis zu 90 % des Flächenbedarfs einsparen lässt, wenn dabei Erneuerbare Energien eingesetzt werden. 

Bislang ist der Sektor vor allem durch Startups geprägt und finanziert sich vor allem durch Wagniskapital. Laut PitchBook-Daten haben private Investoren in den ersten drei Quartalen 2023 insgesamt 124,9 Millionen US-Dollar in europäische Unternehmen für kultiviertes Fleisch und kultivierten Fisch investiert (17,4 Millionen US-Dollar davon in Deutschland). Das ist mehr als die 116,7 US-Dollar, die in Europa im ganzen Jahr 2022 in dem Bereich investiert wurden. Das Interesse von Investoren in diese neue, nachhaltige Form der Herstellung von Fleisch und Fisch ist also ungebrochen.     

Gleichzeitig beginnen europäische Regierungen damit, Forschung und Entwicklung im Bereich kultiviertes Fleisch und kultivierter Fisch zu fördern. So haben die Niederlande die Rekordinvestition von 60 Millionen Euro für den Aufbau eines entsprechenden Ökosystems getätigt, und Großbritannien hat angekündigt, mit 12 Millionen Pfund ein Forschungszentrum zu kultiviertem Fleisch aufzubauen.    

Gemessen an dem Potenzial für den Klima- und Umweltschutz und daran, was andere Länder in den Bereich investieren, fällt Deutschland gegenwärtig zurück. Laut einer Studie des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) hat Deutschland zwischen 2009 und 2023 im Bereich kultiviertes Fleisch 16 Projekte mit rund 3 Millionen Euro gefördert, während es rund 12-mal so viel Forschungsförderung in den Bereich Insekten gesteckt hat. Die Autor:innen der Studie empfehlen der deutschen Politik, einen Strategieprozess aufzusetzen, um die Forschungsförderung auszubauen und an einem klaren strategischen Ziel auszurichten.

Ivo Rzegotta, Senior Public Affairs Manager Deutschland bei GFI Europe:
„Deutschland hat alle Voraussetzungen, um ein globaler Innovationsführer im Bereich kultiviertes Fleisch und kultivierter Fisch zu werden. Private Investitionen werden jedoch nicht ausreichen, um ins Spitzenfeld vorzurücken. Die nun bewilligte Förderung durch das Bundeslandwirtschaftsministerium ist ein wichtiger Schritt, um bei dem Thema nicht den Anschluss zu verlieren. Darauf sollte die Politik in den kommenden Monaten und Jahren aufbauen mit und die öffentliche Forschungsförderung ausbauen, um die verbleibenden technischen Herausforderungen in diesem Bereich zu bewältigen.”