GFI Europe begrüßt ersten offiziellen Zulassungsantrag für kultiviertes Fleisch in der Europäischen Union
Das französische Startup Gourmey hat als erstes Unternehmen bei den zuständigen EU-Behörden offiziell die Zulassung von kultiviertem Fleisch beantragt – für seine kultivierte Entenleberpastete.
Dansk, English, Español, Italiano, Polska, Português, Română
26. Juli 2024
Das französische Startup Gourmey hat bei den EU-Regulierungsbehörden einen Antrag auf Zulassung seiner kultivierten Entenleberpastete (Foie Gras) eingereicht – dies ist der erste Zulassungsantrag für kultiviertes Fleisch in der Europäischen Union. Gleichzeitig hat Gourmey die Zulassung bei den jeweils zuständigen Behörden in Großbritannien, der Schweiz, Singapur und den USA beantragt. Das Good Food Institute Europe (GFI Europe), der führende Think Tank im Bereich der alternativen Proteinquellen, begrüßt diesen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Marktreife von kultiviertem Fleisch.
Kultiviertes Fleisch ist im Prinzip wie das Fleisch, das wir heute essen. Es wird jedoch nicht durch das Halten von Tieren hergestellt, sondern durch das Vermehren von Zellen in Fermentern, ähnlich wie beim Bierbrauen.
Ivo Rzegotta, Senior Public Affairs Manager, bei GFI Europe: „Kultivierte Foie Gras eröffnet die Chance, kulinarische Traditionen Europas mit dem Klima-, Umwelt- und Tierschutz in Einklang zu bringen. Der erste Zulassungsantrag für kultiviertes Fleisch in der EU ist ein wichtiger Schritt in Richtung eines nachhaltigen und resilienten Ernährungssystems. Kultiviertes Fleisch schafft neue Optionen für Verbraucher und kann den Innovations- und Wirtschaftsstandort Europa mit zukunftsfesten Arbeitsplätzen stärken. Zudem bietet kultiviertes Fleisch den Landwirten eine Möglichkeit, ihr Geschäft zu diversifizieren, zum Beispiel indem sie Inhaltsstoffe für die Nährlösung produzieren.”
Auf die Antragstellung folgt nun ein gründliches Zulassungsverfahren nach den weltweit höchsten Standards für Lebensmittelsicherheit. Dieses ist auf der europäischen Ebene angesiedelt und wird durch die Novel-Food-Verordnung geregelt. Es umfasst eine sorgfältige und evidenzbasierte Beurteilung der Lebensmittelsicherheit und des Nährwerts und wird voraussichtlich mindestens 18 Monate dauern. Im Zulassungsverfahren werden auch die potenziellen sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen berücksichtigt. Dabei sind neben der Europäischen Kommission und den wissenschaftlichen Expertinnen und Experten auch die Mitgliedstaaten eng eingebunden.
Erste Zulassungen für kultiviertes Fleisch gibt es bereits in Singapur und in den USA, und früher in diesem Jahr hat das israelische Startup Aleph Farms in Israel die Marktzulassung für sein kultiviertes Rindfleischprodukt erhalten. Im Sommer 2023 beantragte Aleph Farms auch in der Schweiz und in Großbritannien die Zulassung. Mit dem Antrag von Gourmey liegt nun ein erster offizieller Antrag bei den EU-Zulassungsbehörden vor. Weitere Unternehmen geben an, dass sie sich in Vorgesprächen mit der Zulassungsbehörde EFSA befinden, darunter das deutsche Unternehmen The Cultivated B und das niederländische Startup Mosa Meat, in das unter anderem die Wiesenhof-Mutter PHW Group investiert ist.
In Deutschland ist die konventionelle Herstellung von Stopfleber verboten, da das Tierschutzgesetz die Zwangsfütterung von Tieren untersagt. Allerdings werden jedes Jahr viele Tonnen dieser konventionellen Leberpastete aus dem Ausland importiert und in Delikatessenläden und Restaurants angeboten. Ähnliches gilt für zahlreiche andere Länder, darunter Österreich, Schweiz und Italien.
Sobald kultivierte Foie Gras von den zuständigen Behörden als sicher befunden und für den Verkauf zugelassen ist, haben die Verbraucherinnen und Verbraucher in der EU die Möglichkeit, Foie Gras ohne die damit verbundenen negativen Begleiterscheinungen für das Tierwohl und die Umwelt zu genießen. Gourmey gibt an, dass sie ihr Produkt ohne tierische Inhaltsstoffe wie Kälberserum (FKS) und ohne Antibiotika herstellen.
Erste Studien zum ökologischen Fußabdruck von kultiviertem Fleisch zeigen, dass sich die Treibhausgasemissionen um bis zu 92 % und der Flächenbedarf um bis zu 90 % reduzieren lassen könnten. Speziell im Hinblick auf Geflügelfleisch ermittelte eine Studie aus diesem Jahr, dass sich die Treibhausgasemissionen gegenüber Fleisch aus der Tierhaltung rund halbieren könnten und dass der Flächenbedarf um 90 % sinken könnte.
Laut einer repräsentativen YouGov-Umfrage im Auftrag von GFI Europe aus dem März 2024 sagen 65 % der Menschen in Deutschland und 63 % der Menschen in Österreich, dass kultiviertes Fleisch für den Verkauf zugelassen werden sollte, wenn die zuständigen Behörden es für sicher und nahrhaft halten.
Ivo Rzegotta: „Rund zwei Drittel der Menschen in Deutschland und Österreich sagen, dass es den Verbrauchern überlassen sein sollte, ob sie kultivierte Lebensmittel essen wollen, wenn die Lebensmittelsicherheit gewährleistet ist. Mit dem jetzt eingereichten Antrag können sich die Experten nun an die Arbeit machen und nach den weltweit strengsten Standards prüfen, wie sicher und nahrhaft kultiviertes Fleisch ist.”