Deutscher Markt für pflanzenbasierte Alternativprodukte wächst 2022 um 11% und trotzt der Inflation
3. April 2023
Der deutsche Markt für pflanzliche Alternativprodukte ist 2022 um 11% auf 1,91 Milliarden Euro gewachsen. Dabei sind die Umsätze in fast allen Kategorien gestiegen, in manchen haben sie sich binnen eines Jahres sogar vervielfacht.
Der deutsche Markt für pflanzliche Alternativprodukte ist 2022 um 11% auf 1,91 Milliarden Euro gewachsen. Dabei sind die Umsätze in fast allen Kategorien gestiegen, in manchen haben sie sich binnen eines Jahres sogar vervielfacht. Insgesamt ist der deutsche Markt für pflanzenbasierte Lebensmittel seit 2020 um 42% gewachsen.
Das zeigt eine neue Studie des Good Food Institute Europe (GFI Europe). Hierfür hat der gemeinnützige Think Tank Daten von NielsenIQ zur Marktentwicklung im Einzelhandel in 13 europäischen Kernmärkten ausgewertet. Es handelt sich um die erste umfangreiche Bestandsaufnahme in diesem Bereich seit drei Jahren.
Fleisch und Fisch auf pflanzlicher Basis
Im Bereich pflanzlicher Fleischalternativen wurden in Deutschland 2022 Umsätze in Höhe von 643 Millionen Euro erzielt. Das sind 7% mehr als 2021 und 40% mehr als 2020. Die Zahl der verkauften Produkte in dieser Kategorie ist zwischen 2020 und 2022 um 41% gestiegen, während die Verkäufe von Fleisch aus der Tierhaltung um 13% zurückgegangen sind.
Dabei war der Bereich für pflanzliche Fleischalternativen deutlich weniger von den Effekten der steigenden Inflation betroffen: 2022 ist der durchschnittliche Preis von pflanzlichen Fleischalternativen um 1% gestiegen, während der Preis für Fleisch aus der Tierhaltung im Schnitt um 15% gestiegen ist.
Der Markt für Fisch und Meeresfrüchte auf pflanzlicher Basis fängt gerade erst an, sein Potenzial auszuschöpfen: 2022 sind die Umsätze in diesem Bereich um 52% gestiegen. Seit 2020 hat sich der Markt von 9 Millionen Euro auf 39 Millionen Euro mehr als vervierfacht. Dabei ist der durchschnittliche Preis pro verkauftem Produkt im Jahr 2022 entgegen dem allgemeinen Trend um 6% zurückgegangen.
Milchprodukte auf pflanzlicher Basis
Der Umsatz mit pflanzlicher Milch ist im vergangenen Jahr um 13% auf 552 Millionen Euro gestiegen. Seit 2020 ist der Markt um insgesamt 43% gewachsen. Gemessen in verkauften Produkten ist der Markt für pflanzliche Milch seit 2020 sogar um 48% gewachsen, während der Markt für Kuhmilch um 12% geschrumpft ist.
Auch der Bereich Pflanzenmilch konnte der Inflation trotzen: Der durchschnittliche Produktpreis ist um 1,5% zurückgegangen. Im gleichen Zeitraum ist der durchschnittliche Preis einer Packung Kuhmilch um 19% gestiegen.
Steigende Umsätze gab es auch bei anderen pflanzlichen Milchprodukten, so etwa bei pflanzlichem Käse (6% auf 79 Millionen), pflanzlicher Eiscreme (13% auf 93 Millionen Euro) und pflanzlichen Desserts (32% auf 26 Millionen Euro). Einzig im Bereich pflanzlicher Joghurt sind die Umsätze 2022 leicht zurückgegangen (-4% auf 153 Millionen Euro).
Deutscher Markt für Alternativprodukte im Vergleich
Im europäischen Vergleich ist Deutschland der mit Abstand größte Markt für pflanzenbasierte Lebensmittel, gefolgt von Großbritannien, Italien, Spanien und Frankreich. In keinem anderen westeuropäischen Land sind die Umsätze 2022 stärker gestiegen als in Deutschland. Mit 11% Wachstum im vergangenen Jahr und 42% Wachstum seit 2020 liegt die Marktentwicklung hierzulande deutlich über dem europäischen Durchschnitt (6% seit 2021 und 22% seit 2020).
Trotz der enormen Zuwächse der vergangenen Jahre und trotz der stetig wachsenden Produktpalette in deutschen Supermärkten und Discountern machen die pflanzenbasierten Optionen bislang nur einen Bruchteil des gesamten Marktes aus. Im Bereich Milch beträgt der Marktanteil von pflanzenbasierten Optionen 13%, im Bereich Joghurt 5% und im Bereich Käse 1%. Insgesamt haben die Menschen in Deutschland 2022 pro Kopf 23,00 Euro für pflanzliche Alternativprodukte ausgegeben.
Damit pflanzenbasierte Produkte auf Augenhöhe mit ihren tierischen Pendants kommen, braucht es also noch weitere Verbesserungen bei den Produkten im Hinblick auf Geschmack, Textur und Kocheigenschaften sowie im Hinblick auf die Preise, so dass die nachhaltigen Optionen attraktiver für weite Teile der Bevölkerung werden.
Dass die Verbraucher:innen in Deutschland grundsätzlich offen sind, hat eine repräsentative Umfrage von GFI Europe im vergangenen Jahr gezeigt: 41% der Menschen in Deutschland sagen, dass sie mindestens einmal pro Monat zu pflanzlichem Fleisch greifen, und 25% der Menschen in Deutschland wollen künftig mehr pflanzenbasierte Fleischprodukte essen.
Ivo Rzegotta, Senior Public Affairs Manager Deutschland, GFI Europe:
„Dank sinkender Preise und einer steigenden Vielfalt der Produkte wächst der deutsche Markt für Alternativprodukte weiter zweistellig. Doch gemessen am Gesamtmarkt für Fleisch und Milchprodukte machen pflanzliche Optionen weiter nur einen Bruchteil aus. Um das Potenzial nachhaltiger pflanzlicher Alternativen auszuschöpfen, braucht die Innovationskraft des Sektors auch politische Flankierung: Bund und Länder sollten deutlich stärker in die Forschung und den Kapazitätsaufbau in diesem Bereich investieren. Länder wie Dänemark haben dies mit enormen öffentlichen Investitionen vorgemacht und Deutschland sollte diesem Beispiel folgen. Zudem wird es höchste Zeit, dass die Bundesregierung die widersinnige Diskriminierung von pflanzlichen Milchalternativen bei der deutschen Mehrwertsteuer endlich beendet.”