Vorher-Nachher-Vergleich: 5 Jahre GFI Europe in 6 Karten

Zu GFI Europes fünftem Geburtstag stellen wir einen Vorher-Nachher-Vergleich an: Was hat sich im Bereich alternativer Proteine in den letzten fünf Jahren aus wissenschaftlicher und kommerzieller Perspektive – und bei uns im Team – getan?

30 August 2024

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Geburtstagsfeier GFI Europe wird fünf Jahre alt.

Am 22. August 2019 wurde GFI Europe gegründet.

Die Welt sah damals ganz anders aus: KI gab es fast nur in Science-Fiction-Formaten, Großbritannien war (gerade) noch in der Europäischen Union, und niemand hatte je vom Coronavirus gehört. Eben eine andere Welt.

Und auch im Hinblick auf alternative Proteine war das vielseitige Ökosystem aus Forschung, Industrie und Politik, das wir heute sehen, kaum vorstellbar. Internationale Krisen und Instabilität haben die Arbeit nicht leichter gemacht. Doch trotz neuer Hindernisse haben wir unser Bestes gegeben, in diesen fünf Jahren viel zu bewirken und den Sektor für pflanzenbasierte, fermentationsbasierte und kultivierte Proteine auf dem gesamten Kontinent zu unterstützen.

Wir feiern diesen Geburtstag mit einem Vorher-Nachher-Vergleich. Was hat sich im Bereich alternativer Proteine in den letzten fünf Jahren aus wissenschaftlicher und kommerzieller Perspektive – und bei uns im Team – getan?

Unser Team

Seit der Gründung ist unser Team enorm gewachsen und mit ihm auch, was wir bewirken können.

Ende 2019 hatten wir nur vier Teammitglieder in zwei Ländern. Heute sind wir 33 verteilt über sieben Länder Europas.

Nicht nur die Zahl unserer Teammitglieder, sondern auch der Sprachen, die wir bei GFI Europe fließend sprechen, ist gewachsen – von zwei im Jahr 2019 auf zehn im Jahr 2024. Endlich zweistellig – yay, juhu und kyllä!

Die Vergrößerung unseres Teams haben wir natürlich sehr bedacht geplant, sodass sich unser Team nicht nur in Sachen Größe, sondern auch Diversität und Erfahrungen so spezialisiert, dass wir alle Chancen nutzen können, um die Akzeptanz von alternativen Proteinen voranzubringen. 
Wir arbeiten nicht nur mit Wissenschaft, Politik und Industrie zusammen, um eine belastbare Basis für nachhaltigen Fortschritt im Bereich alternativer Proteine zu erzielen, sondern geben auch Studien in Auftrag und entwickeln Publikationen, um das Ökosystem mit einer soliden und überzeugenden Datengrundlage zu unterstützen. Diese verschiedenen Aspekte sind notwendig, um breite Unterstützung für diese innovativen Lebensmittel zu organisieren und unser Ernährungssystem nachhaltiger, sicherer und gerechter zu machen.

Das wissenschaftliche Ökosystem

Ein belastbares wissenschaftliches Ökosystem ist aus mehreren Gründen unerlässlich. Zunächst weckt es bei Studierenden Interesse daran, im Sektor zu arbeiten und als Nachwuchs bei Startups und anderen Unternehmen zu starten. Es ermöglicht auch größere und diversere Forschungsprojekte und eröffnet Fördermöglichkeiten für Projekte und Equipment. In dem Maße, wie der Bereich wächst und das allgemeine Bewusstsein für ihn zunimmt, wird auch mehr interdisziplinäre Arbeit und eine gegenseitige Inspiration mit anderen Forschungsbereichen möglich. Ein solches Ökosystem aufzubauen gelingt nicht über Nacht. Es muss kontinuierlich wachsen, angefangen bei Studierenden bis hin zu universitären Kursen und Firmenkooperationen.

Bei der Gründung des Alternative Protein Projects im Jahr 2020 gab es nur ein einziges Chapter in Europa – an der Wageningen Universität in den Niederlanden. Seitdem floriert die studentische Community. Die von Studierenden geführten Organisationen spielen eine Schlüsselrolle dabei, organisches Wachstum im Forschungsökosystem alternativer Proteine zu ermöglichen. Sie legen ein Fundament, auf dem auf institutioneller Ebene aufgebaut werden kann.

Tatsächlich können wir das bereits beobachten: Neben dem wachsenden Grassroots-Netzwerk des APP entstehen europaweit an Universitäten auch formalisierte Kurse zu alternativen Proteinen. Diese haben wir auf unserer Website für Studierende und Lehrende zusammengefasst. Doch trotz des guten Starts bleibt noch einiges zu tun, um ein robustes Ökosystem aufzubauen, und auch Kurse zu alternativen Proteinen sind längst noch nicht die Regel an europäischen Universitäten.

Neben der Arbeit am Ökosystem haben wir als GFI Europe auch mit unserem eigenen Förderprogramm Forschung unterstützt, um die drängendsten Fragen im Bereich alternative Proteine zu beantworten. Häufig haben die von uns geförderten Projekte im weiteren Verlauf deutlich höhere Fördersummen aus öffentlichen Geldern anziehen können.

Politische Unterstützung

Öffentliche Investitionen in alternative Proteine sind von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass innovative Lebensmittel entwickelt werden, die in Bezug auf Geschmack und Preis wettbewerbsfähig sind. 

Forschung und Entwicklung sind dafür von entscheidender Bedeutung, aber sie sind auch teuer und risikobehaftet. Gleiches gilt für die Ausweitung der Produktion, die sogenannte Skalierung. Angesichts des immer stärker werdenden finanziellen Drucks und der geringen Gewinnspannen im Lebensmittelsektor sind private Investitionen zwar von unschätzbarem Wert, können aber allein nicht in ausreichendem Maße unterstützen. Darüber hinaus ermöglicht die öffentliche Förderung einen offenen Austausch auf Basis von Open-Access-Forschungsergebnissen, anstatt dass mehrere Firmen und Institutionen isolierte Forschung betreiben, deren Fragen und Ergebnisse sich womöglich doppeln.

Daher ist die Ausweitung der öffentlichen Finanzierung für alternative Proteine eine unserer Hauptprioritäten. Wir arbeiten mit Verbündeten auf EU- und Länderebene zusammen, um neue Investitionen in Forschung und Entwicklung und in die Skalierung anzuregen. 

Bei der Gründung von GFI Europe im Jahr 2019 hatte nur eine einzige Regierung in Europa eine Investition von mehr als 1 Million Euro getätigt. Bis 2024 ist diese Zahl auf elf angewachsen, mit mehreren Projekten in zweistelliger Millionenhöhe. Zwar hat sich die Landschaft für die öffentliche Finanzierung seit 2019 dramatisch verbessert, aber es gibt immer noch viele Möglichkeiten, die ungenutzt bleiben.

Das kommerzielle Ökosystem

Der Sektor der alternativen Proteine ist seit 2019 schnell gewachsen. Basierend auf den Einträgen in unserer Unternehmensdatenbank ist die Zahl der Startups und Unternehmen im Bereich alternative Proteine in Europa um schätzungsweise 45 % gestiegen.

Außerdem steigt auch das Interesse von Verbraucher:innen an alternativen Proteinquellen – von pflanzlichen Proteinen bis hin zu kultiviertem Fleisch. Angesichts zunehmender globaler Instabilität und Preisschocks werden sowohl öffentliche als auch private Investitionen eine Schlüsselrolle spielen, um sicherzustellen, dass die Qualität und Quantität der in Europa angebotenen Produkte aus alternativen Proteinen weiter wächst.

Volle Fahrt voraus für die nächsten fünf Jahre!

Diese Fortschritte sind das Ergebnis der gemeinsamen Anstrengungen zahlloser Forschungseinrichtungen, Unternehmen, politischer Entscheidungsträger und gemeinnütziger Organisationen, die unermüdlich daran arbeiten, ein sichereres und resilienteres Ernährungssystem in Europa zu schaffen. Wir sind stolz auf die Rolle, die wir dabei spielen durften. Möglich gemacht wurde unsere Arbeit dabei von unseren Spender:innen. Sie teilen unsere Leidenschaft und unser Ziel, die Welt zum Positiven verändern und die Wirkung maximieren zu wollen, die wir mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln erzielen können.

Der bisherige Fortschritt ist beachtlich. Aber wenn alternative Proteine eine substantielle Rolle bei der Lösung einiger der größten Herausforderungen unserer Zeit spielen sollen, gibt es noch viel zu tun. Wir können es kaum erwarten, uns den nächsten Aufgaben und Herausforderungen zuzuwenden!

Falls Sie unsere Arbeit unterstützen wollen, können Sie das hier tun oder uns schreiben unter europe-philanthropy@gfi.org.