Österreich: Initiativen gegen kultiviertes Fleisch in einzelnen Bundesländern fußen auf irreführenden Behauptungen 

25. April 2024

Aktuelle Initiativen gegen kultiviertes Fleisch, wie Entschließungsanträge im Kärntner Landtag und Petitionen in einzelnen Bundesländern, basieren auf nicht zutreffenden Annahmen. GFI Europe fordert eine faktenbasierte Debatte auf Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen.

This article is also available in English here.

Sitz der Landesregierung von Kärnten
Sitz der Landesregierung von Kärnten

Das Thema kultiviertes Fleisch wird in Österreich kontrovers diskutiert, sowohl auf Bundesebene als auch in einzelnen Bundesländern. Einige aktuelle Initiativen zielen darauf, kultiviertes Fleisch pauschal in der gesamten EU zu verbieten, noch bevor überhaupt ein erster Zulassungsantrag bei den zuständigen Behörden eingegangen ist – darunter Entschließungsanträge im Kärntner Landtag und Petitionen gegen kultiviertes Fleisch in einzelnen Bundesländern.

Diese Initiativen fußen in großen Teilen auf irreführenden Behauptungen zur Klimabilanz von kultiviertem Fleisch, zu gesundheitlichen Auswirkungen, zum Tierschutz und zu angeblichen Monopolstrukturen, die einem Faktencheck nicht standhalten:

Vor allem aber ist kultiviertes Fleisch keine Bedrohung für die Landwirtschaft, sondern eine sinnvolle Ergänzung derselben. Mit kultiviertem Fleisch sollen nicht kleinbäuerliche Strukturen oder nachhaltige Formen der Fleischerzeugung wie die Weidehaltung ersetzt werden. Kultiviertes Fleisch soll dabei helfen, die weltweit wachsende Nachfrage nach Fleisch auf eine nachhaltige Weise zu decken, die ansonsten durch intensive Formen der Tierhaltung gedeckt werden müsste. Zudem schafft die Kultivierung von Fleisch auch neue wirtschaftliche Chancen für Österreich, zum Beispiel durch die Herstellung von kultiviertem Fisch in einem Land, das über keinen eigenen Meereszugang verfügt.

Ein Verbot von kultiviertem Fleisch ohne wissenschaftliche Grundlage würde auch der vorherrschenden Meinung in Österreich widersprechen. In einer repräsentativen Umfrage, die das Good Food Institute Europe beim Meinungsforschungsinstitut YouGov in Auftrag gegeben hat, haben sich 47% der Befragten dafür ausgesprochen, dass es Alternativen zu tierischen Produkten wie Fleisch braucht. 63% der Befragten haben angegeben, dass kultiviertes Fleisch in Österreich zugelassen werden sollte, wenn die Behörden für Lebensmittelsicherheit es für sicher und nahrhaft befinden, und 66% haben gesagt, wenn kultiviertes Fleisch in Österreich auf den Markt kommt, sollte es auch in Österreich produziert werden, so dass die heimische Wirtschaft davon profitieren kann.

Ivo Rzegotta, zuständig für Österreich beim Good Food Institute Europe:
„Kultiviertes Fleisch schafft ein zusätzliches Angebot für klima- und umweltbewusste Verbraucher. Es soll nicht die Kuh auf der Alm ersetzen, sondern dabei helfen, die global steigende Nachfrage nach Fleisch zu bedienen, und eine Alternative zu weniger nachhaltigen Formen der Fleischproduktion bieten, die es auch in Österreich gibt. Aktuelle Initiativen in Österreich gegen kultiviertes Fleisch fußen auf unzutreffenden Annahmen und verunsichern Verbraucher und Politik. Um das Potenzial für den Klima-, Umwelt- und Gesundheitsschutz realistisch einschätzen zu können, braucht es eine konstruktive Diskussion auf Basis von wissenschaftlich fundierten Fakten statt einer ideologisch aufgeladenen Debatte.”