Meet the Researcher: Marius Henkel über Möglichkeiten für Studierende im Bereich alternative Proteinquellen
6 June 2022
Dr. Marius Henkel baut ein Studien- und Forschungszentrum für Cellular Agriculture auf. Er glaubt, dass es bald ähnliche Möglichkeiten zur Forschung an alternativen Proteinquellen für angehende Wissenschaftler:innen in ganz Europa geben wird.
Name: Dr. Marius Henkel
Funktion: Professor für Cellular Agriculture an der Technischen Universität München und Mitglied des Munich Institute of Integrated Materials, Energy and Process Engineering
Organisation: TUM School of Life Sciences, Technische Universität München
Schwerpunkt: Bioprozesstechnik, Prozessoptimierung für die Bioverfahrenstechnik, Bioökonomie
Dr. Marius Henkel baut ein Studien- und Forschungszentrum für Cellular Agriculture auf. Er glaubt, dass es bald ähnliche Möglichkeiten zur Forschung an alternativen Proteinquellen für angehende Wissenschaftler:innen in ganz Europa geben wird.
Henkel übernimmt im September dieses Jahres die Professur für Cellular Agriculture an der TUM School of Life Sciences, die zur Technischen Universität München gehört.
Zunächst wird er in einem übergreifenden Modul für Studierende verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen unterrichten, doch in den nächsten Jahren will er ein ganzes Studienprogramm rund um das Thema kultiviertes Fleisch aufbauen.
Außerdem will Henkel im Labor der Universität Fachwissen aufbauen, enge Beziehungen zur Industrie knüpfen und eine internationale Konferenz über Cellular Agriculture ausrichten.
Marius Henkel: “Das ganze Thema ist derzeit sehr präsent, und da viele Unternehmen in dem Bereich gegründet werden, ist es sehr wahrscheinlich, dass einige meiner Studierenden später auch in der Cellular Agriculture arbeiten werden.”
Viele Fachrichtungen unter einem Dach
“Die Ausbildung ist sehr interdisziplinär und wir haben alles unter einem Dach. Das ist perfekt, denn damit die Cellular Agriculture funktioniert, müssen viele verschiedene Fachrichtungen zusammenarbeiten”, fügte er hinzu.
“Wir brauchen Leute aus den Bereichen Biologie und Biotechnologie, Verfahrenstechnik, Lebensmitteltechnologie und Chemie. Wir müssen uns sogar mit Wirtschaft und Marketing befassen, denn wenn wir neue Produkte herstellen, müssen wir irgendwann herausfinden, ob sie sich auch verkaufen lassen.”
Marius Henkel entwickelte sein Interesse an alternativen Proteinen während seiner akademischen Laufbahn, in der er sich auf Bioverfahrenstechnik spezialisierte und mehr als 80 Arbeiten veröffentlichte.
Nach dem Studium der Biosystemtechnik an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg promovierte er am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) über die Optimierung komplexer biologischer Prozesse.
Anschließend war er als Forschungsgruppenleiter an der Universität Hohenheim in Stuttgart tätig, wo er sich mit der effizienteren Herstellung von Proteinen befasste – einschließlich der Biotinte, die für 3D-gedruckte Lebensmittel verwendet wird – sowie mit selbstorganisierenden Proteinen, die möglicherweise zur Herstellung von Texturen eingesetzt werden können.
Seiner Meinung nach muss noch viel mehr geforscht werden – zum einen im Bereich der Zellkultivierung, um eine solide Grundlage für die enststehende Industrie für kultiviertes Fleisch zu schaffen, und zum anderen im Bereich der Präzisionsfermentation, die seiner Meinung nach viel früher die Massenkommerzialisierung erreichen wird. Der Schwerpunkt liege dabei auf der Feinabstimmung der Prozesse, die in den Bioreaktoren ablaufen.
Faszination für Lebensmittel
Marius Henkel sagt, dass ihn eine langjährige Faszination für Lebensmittel und für deren Herstellung zu alternativen Proteinen geführt hat.
“Würde man meine Freunde fragen, würden sie sagen, dass ich für diese Aufgabe prädestiniert bin”, sagt er. “Ich war immer derjenige, der neue Lebensmittel ausprobierte, sich die Inhaltsstoffe genau ansah oder Dinge online bestellte – ich brachte zum Grillen einen Enzymzartmacher für die Steaks mit. Ich war schon immer sehr verspielt, wenn es um Lebensmittel ging, und sehr neugierig darauf, was man damit alles machen kann.
Als bekennender Fleischliebhaber ist Henkel begeistert von der Idee, dass alternative Proteine seine Vorliebe für Steaks befriedigen können, ohne die Umwelt zu belasten.
Und als Vater von zwei kleinen Kindern möchte er auch einen Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise leisten und ihnen eine bessere Zukunft ermöglichen.
“Jeder weiß heute, dass mit dem Ernährungssystem etwas nicht stimmt. Es spielt keine Rolle, welche Statistiken man sich ansieht – das derzeitige System ist nicht geeignet, die Menschen in Zukunft zu ernähren”, sagte er.
“Es ist ein sehr emotionales Thema, das die Menschen auf unterschiedliche Weise berührt – das ist das Schöne daran. Jeder wird seine eigene Motivation finden, sich dafür zu engagieren. Man kann für die Umwelt aktiv sein, man kann gegen Tierquälerei sein oder man kann die Ernährungssicherheit verbessern wollen.
Ratschläge für Studierende und den wissenschaftlichen Nachwuchs
Marius Henkel ist der Meinung, dass es eine gute Zeit für junge Forschende ist, die in diesem Bereich Fuß fassen wollen – und das nicht nur wegen des Forschungszentrums, das er gerade aufbaut.
Da die Notwendigkeit nachhaltigerer Lebensmittel zunehmend erkannt wird, wird es seiner Meinung nach in den nächsten Jahren in ganz Europa ähnliche Studienprogramme und Forschungsinitiativen geben.
Marius Henkel dazu: “Ich denke, es gibt viele Möglichkeiten für junge Forschende und Studierende, und es wird in Zukunft viele weitere Projekte geben, an denen sie sich beteiligen können.”
Sind Sie daran interessiert, sich im Bereich der nachhaltigen Proteine zu engagieren? Werfen Sie einen Blick auf unsere Informationen für Forschende und Studierende:
Für Forschende:
- In unserer Datenbank für Forschungsförderung finden Sie Fördermöglichkeiten in der gesamten Branche, und auf unserer Seite für GFI-Forschungsförderung können Sie sich über die von GFI bereitgestellten Fördermittel informieren.
- GFI Europe und EIT Foods haben die Cultivated Meat Innovation Challenge ins Leben gerufen, bei der bis zu vier Teams aus ganz Europa mit jeweils 100.000 Euro für Projekte ausgezeichnet werden, die die Kosten für Zellkulturmedien senken können – eines der größten Hindernisse für die Skalierung dieser neuen Art der Fleischproduktion.
- Informieren Sie sich über unsere Initiative Advancing Solutions, in der die größten Forschungslücken im Bereich alternative Proteine aufgezeigt werden, und tragen Sie sich in unser Collaborative Researcher Directory ein, in dem Sie Informationen zu potenziellen Kooperationspartnern finden.
- Informieren Sie sich auf unserem Research Grants Tracker oder auf unseren Grantee-Webseiten über Forschungsprojekte, die bereits finanziert wurden.
- Achten Sie auf die monatlichen wissenschaftlichen Seminare, die über unsere GFIdeas-Community angeboten werden, oder nutzen Sie unsere Unternehmensdatenbank, um Geschäftspartner zu finden.
Für Studierende:
- Finden Sie in unserer Alternative Protein Course Database auf der ganzen Welt Kurse zu alternativen Proteinen.
- Melden Sie sich für unseren kostenlosen Online-Kurs an, der in die Wissenschaft der alternativen Proteine einführt, erkunden Sie unseren Leitfaden, der erklärt, welche Informationsquellen Studierenden zur Verfügung stehen, und informieren Sie sich auf unserem Careers Board über neueste Stellenangebote in dem Bereich.