Alternative Proteine in Deutschland

Wissenswertes zum deutschen Markt für pflanzenbasierte und kultivierte Fleisch-, Eier-, Milch- und Fischprodukte und für nachhaltige Lebensmittel auf Basis von Fermentation.

Foto: Formo

Alternative Proteine in Deutschland

Pflanzenbasiertes und kultiviertes Fleisch und andere alternative Proteinquellen ermöglichen es den Menschen, an liebgewonnenen Speisen wie Fleisch, Fisch und Milchprodukten festzuhalten, ohne zu den Problemen aus der Tierhaltung beizutragen. Gleichzeitig birgt der Sektor enorme Chancen für die heimische Wirtschaft.

Deutschland hat alle Voraussetzungen dafür, ein globaler Innovationsführer im Bereich alternative Proteine zu werden. Zunächst verfügt Deutschland über eine hervorragende Wissenschaftslandschaft mit herausragenden Hochschulen und Wissenschaftler:innen sowie über eine leistungsfähige Infrastruktur entlang der gesamten Wertschöpfungskette.  

Zudem hat sich in Deutschland ein starkes Ökosystem von innovativen Start-ups entwickelt, die alternative Proteine entwickeln und herstellen. Neben Start-ups steigen auch immer mehr etablierte Unternehmen in das Geschäft ein: Unternehmen aus der Fleisch- und Lebensmittelwirtschaft verstehen sich zunehmend als Proteinunternehmen und erweitern ihr Portfolio um pflanzenbasierte Produkte oder beteiligen sich an Start-ups für kultiviertes Fleisch. 

Schließlich sind auch die deutschen Verbraucher:innen aufgeschlossen gegenüber nachhaltigen Proteinen. Innerhalb Europas ist Deutschland der umsatzstärkste Markt für pflanzenbasierte Lebensmittel: Nach Angaben des Smart Protein Projects hat sich der jährliche Umsatz allein zwischen 2018 und 2020 fast verdoppelt – auf 817 Millionen Euro. Zudem gehört Deutschland zu den potenziell größten Märkten für kultiviertes Fleisch. Umfragen zeigen, dass mehr als die Hälfte der deutschen Verbraucher:innen kultiviertes Fleisch zumindest probieren würde.

Marktentwicklung in Deutschland

Plant-based burger with sweet potato fries

Deutschland hat gute Startbedingungen im weltweiten Wettlauf um die Innovationsführerschaft im Bereich der alternativen Proteinquellen: Deutsche Unternehmen, die pflanzenbasierte Lebensmittel herstellen, Fleisch oder Fisch aus Zellen kultivieren oder Mikroorganismen zur Produktion von Fleisch, Eiern und Milchprodukten verwenden, haben 2021 Rekordinvestitionen in Höhe von 122 Millionen Euro angezogen

Im Bereich von pflanzenbasierten Lebensmitteln lagen die Investitionen bei 69 Millionen Euro. Daneben geraten zunehmend auch Unternehmen, die Fleisch und Fisch kultivieren oder Fleisch- und Milchprodukte aus Fermentation gewinnen, in den Fokus von Investoren. Unternehmen, die an der Kultivierung von Fleisch und Fisch arbeiten, konnten Investitionen in Höhe von 8 Millionen Euro einsammeln, und die in Deutschland getätigten Investitionen im Bereich Fermentierung machten rund 44 Millionen Euro aus. 

Deutsche Unternehmen für alternative Proteine

In unserer Unternehmensdatenbank können Sie sich einen Überblick darüber verschaffen, welche deutschen Unternehmen Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte auf Basis von Pflanzen, Kultivierung und Fermentation herstellen.

Politische Rahmenbedingungen in Deutschland

Reichstag

Die deutsche Politik hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Sie will die Vorgaben des Pariser Klimaschutzabkommens erfüllen, deutliche Fortschritte bei den Sustainable Development Zielen der Vereinten Nationen machen, die Resilienz gegenüber Risiken für die öffentliche Gesundheit erhöhen und hochqualifizierte Arbeitsplätze in Zukunftsmärkten schaffen. Alternative Proteinquellen können einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung dieser Ziele leisten.   

Damit Deutschland sich im Spitzenfeld dieses dynamisch wachsenden Bereichs positionieren kann, müssen die politischen Rahmenbedingungen richtig gesetzt sein. Der Blick in andere Länder zeigt, dass die erfolgreichsten Ökosysteme für alternative Proteinquellen dort entstehen, wo Regierungen dies als strategisch wichtigen Pfeiler ihrer Wirtschaftspolitik verstehen und den Sektor aktiv unterstützen. 

In diesem Sinne sollte die deutsche Politik vor allem die folgenden Punkte im Blick behalten: 

  • Deutschland sollte stärker in die Forschungsförderung einsteigen, denn öffentliche Investitionen können den gesamten Sektor voranbringen und die Wende hin zu nachhaltigen Proteinen beschleunigen. Im Jahr 2021 hat die deutsche Bundesregierung einen ersten Fördertopf für alternative Proteine geöffnet, aber es wird mehr brauchen, um zu den Forschungsinvestitionen anderer Länder aufzuschließen. 
  • Damit sich mehr Menschen für nachhaltige Proteine entscheiden, müssen sie diesen neuen Lebensmitteln vertrauen können. Um dies sicherzustellen, gibt es auf der europäischen Ebene einen Rechtsrahmen, der vor der Zulassung von kultiviertem Fleisch und anderen alternativen Proteinquellen eine gründliche Untersuchung der Lebensmittelsicherheit vorsieht. Hierbei sollte Deutschland dafür eintreten, dass die Zulassungsentscheidungen transparent und auf Basis von wissenschaftlicher Evidenz getroffen werden. 
  • Deutschland sollte faire Wettbewerbsbedingungen für alternative Proteine schaffen. Hierzu gehört zum einen, an Produktbezeichnungen festzuhalten, die für die Verbraucher:innen klar und verständlich sind. Und zum anderen gehört dazu eine faire Besteuerung – es ist schwer mit den Nachhaltigkeitszielen der deutschen Politik zu vereinbaren, wenn für Fleisch und Milchprodukte auf pflanzlicher Basis weiterhin ein höherer Mehrwertsteuersatz gelten soll als für vergleichbare Produkte aus der Tierhaltung.
Ivo Rzegotta

Unser Experte für Deutschland

Ivo arbeitet mit der Politik, mit Nichtregierungsorganisationen und anderen Stakeholdern in Deutschland zusammen, um die politischen Rahmenbedingungen für alternative Proteine im größten Land Europas zu verbessern, damit die ökologischen und gesundheitlichen Vorteile von pflanzenbasiertem und kultivierten Fleisch voll zum Tragen kommen.

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